Alabatrosse
Seevögel an der Küste Neuseelands
Während unseres Neuseelandaufenthaltes (Okt. 19 – Feb. 20) nutzten wir (Petra und ich) zwei Mal die Möglichkeit, Albatrosse zu beobachten. Hierbei konnten wir viel über die Lebensweise und Gefährdungen der beeindruckenden Vögel erfahren.
Bis dahin hatte ich noch keinen Albatros in der Natur gesehen, da diese im Nordatlantik nicht vorkommen und außerhalb der Brutzeit ihr ganzes Leben auf dem Meer verbringen. So waren wir gespannt die Tiere aus der Nähe erleben zu können. 17 von 21 Arten leben in den südlichen Ozeanen, drei im Nordpazifik und eine in den Tropen. Die Kolonien bei Neuseeland liegen - abgesehen von einer kleinen Festlandkolonie - alle auf Inseln.
Lebensweise
Die zu den Röhrennasen gehörenden Vögel können eine Flügelspannweite von über 3,5 m erreichen (z.B. Wanderalbatros) und sind damit die größten flugfähigen Vögel. Über die Röhren auf dem Schnabel kann Salz aus dem Meerwasser ausgeschieden werden. Albatrosse brauchen Wind zum Fliegen, dies können sie dafür selbst bei Sturm ausgezeichnet. Dabei können sie in kurzer Zeit sehr lange Strecken segelnd zurücklegen. So fliegen einige Albatrosse in wenigen Tagen bis zu den Futtergründen nach Südamerika und den Westwinden folgend auf der anderen Seite des Globus wieder zurück nach Neuseeland. Sie können teilweise ein hohes Alter erreichen, so hat z.B. ein 1956 beringter Laysanalbatros noch 2018 gebrütet! Die Vögel fangen erst nach bis zu sieben Jahren und langwierigen Balzverhalten an, ein Ei zu bebrüten. Albatrosse leben monogam, zur Brutzeit kommen die vorherigen Partner wieder zusammen. Stirbt ein Vogel, dauert es oft Jahre, bis der Partner einen neuen Partner findet. Vom Nestbau bis zur Selbstständigkeit der Jungen vergeht ca. ein Jahr, weshalb die meisten Arten nur alle zwei Jahre brüten. Daraus ergibt sich ein sehr langer Fortpflanzungszyklus, zudem überleben 70% das erste Jahr nicht. Während ein Vogel brütet, begibt sich der Partner oft bis zu zehn Tage auf Futtersuche. Wenn er zurückkommt, wird das Junge dann mit einer Art Öl gefüttert, welches aus der Nahrung gebildet wird. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Tintenfischen, Kerbstieren, sehr kleinen Fischen sowie Beutereste von Schwertwalen usw.
Gefährdungen
Da Albatrosse keine natürlichen Feinde haben, hat die Strategie der Langlebigkeit bei langsamer Fortpflanzung lange Zeit funktioniert. Ende des 19 Jh. wurden massenweise Albatrosse für Federn getötet, dabei wurden einige Kolonien mit Hunderttausenden Vögeln vernichtet. Arten wie der Kurzschwanzalbatros haben sich bis heute nicht von dieser Verfolgung erholt. Heute ist die Fischerei zur größten Gefahr geworden. Wie andere Seevögel folgen auch Albatrosse Fischfangschiffen wegen der ins Meer geworfenen Abfälle. Dabei bleiben Vögel in Netzen hängen oder kollidieren mit Leinen, was meist zum Tod führt. Größte Bedrohung ist jedoch die Langleinenfischerei, bei welcher über hundert Kilometer lange Kunststoffseile mit bis zu 20.000 köderbesetzten Haken an kurzen Leinen verwendet werden. Beim Zuwasserlassen der Leine versuchen die Vögel die Köder zu fressen, verfangen sich in den Haken und ertrinken durch die absinkende Langleine. Auch beim Einholen der Leine können Vögel an den Haken ohne Fisch hängen bleiben. Jedes Jahr sterben schätzungsweise 300.000 Seevögel an Langleinen, davon 100.000 Albatrosse. Allerdings können diese mittlerweile gar nicht mehr schnell genug brüten, um die Anzahl der getöteten Tiere zu ersetzen. Das 2004 in Kraft getretene Schutzabkommen von 13 Ländern zeigt bisher wenig Wirkung, da die Fischereiflotten zu wenig überwacht werden, obwohl es wirkungsvolle Maßnahmen gibt. Illegale Fischerei hat ebenso Anteil daran. Ein weiteres Problem ist der schwimmende Plastikmüll im Ozean. Viele Tiere verwechseln die Plastikteile mit Nahrung; einige Albatrosarten füttern sogar ihren Nachwuchs damit. Viele Jungvögel verhungern mit vollen Mägen. Mittlerweile stehen 19 der 21 Arten auf der Liste der gefährdeten Arten, Populationen weiterhin abnehmend. (Quellen: BirdLife, Nabu)
Beobachtungen
Am Taiaroa Head, der Spitze einer Halbinsel bei Dunedin/Neuseeland gibt es die weltweit einzige Festlandkolonie von Königsalbatrossen. In den 1930ern brüteten hier erstmals Königsalbatrosse. Ein Biologielehrer erkannte frühzeitig die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen und sorgte für die Errichtung eines Zaunes. Bis in die 70er erforschte er hier das Leben der Albatrosse. Die Fortsetzung ist das Royal Albatross Centre, wo die Vögel durch eine abgedunkelte Scheibe beobachtet werden können. Zum Fotografieren war das weniger geeignet, dafür gab es eine Menge Informationen über die Albatrosse, ihre Erforschung usw. So werden z.B. brütende Tiere mit Futter und Wasser versorgt, wenn der Partner nicht zurückkehrt (meist, weil er gestorben ist.) Nachdenklich hat mich dabei eine Anordnung von Plastikteilen gemacht, welche im Magen eines einzigen toten Jungtieres gefunden wurden.
Bei der Bootstour mit dem Familienunternehmen Albatross Encounter bei Kaikoura konnten wir die Tiere hautnah erleben. Nach einigen Kilometern Fahrt auf das offene Meer flogen schon einige Riesensturmvögel und Albatrosse ganz knapp über das Boot. Nach Auslegen von Fischleber konnten wir diese ganz nah am Boot betrachten, wo einem die Größe der Vögel erst mal bewusst wird. Auch die Sturmvögel gehören zu den Röhrennasen und können eine beachtliche Größe erreichen. Nacheinander wurden sieben Stellen auf dem Meer angesteuert: Der Skipper wusste schon genau, wo welche Vögel zu finden waren, und kannte einige Tiere schon seit 20 Jahren! So konnten wir verschiede Arten von Albatrossen und Sturmvögel im Flug und im Wasser fotografieren oder einfach zusehen. Auch eine einfache Vorrichtung, welche die Haken der Langleinen erst in 10m Tiefe freigibt, wurde uns erklärt, und wie man versucht, diese Neuseeland weit zur Anwendung zu bringen. Wie auch beim Royal Albatross Centre werden die Einnahmen zum Teil zur Finanzierung von solchen Schutzmaßnahmen verwendet.
Wir fanden die Einblicke in das Leben dieser Seevögel sehr beeindruckend. Gleichzeitig zeigt es auch unsere Verantwortung im Umgang mit der Natur, welche selbst auf der anderen Seite des Globus Auswirkungen hat. So haben auch wir uns für eine Spende zur Unterstützung von Schutzmaßnahmen entschlossen (über Internet). Wer mehr Interesse hat - nachfolgend noch ein paar Links zu dem Thema.