Facts und Hintergrundwissen zu den Wanderfalken
Quellen: Leitfaden fĂŒr Wanderfalken-Horstbetreuer, LBV ; pluspedia.de, Brutbiologie des Wanderfalken, lbv.de, nabu.de
Steckbrief:
etwa bussardgroĂ
Körperhöhe: 38 - 45 cm
-
Spannweite:
MĂ€nnchen 89 - 100 cm
Weibchen 104 - 113cm
-
Gewicht:
1 bis 1,2 kg (Weibchen)
Oberseite: graubraun bis schiefergrau gefÀrbt
-
helle Unterseite: weiĂer Grund dunkel gebĂ€ndert
-
Kopf mit charakteristischen âBartstreifenâ
-
Augenring und Beine gelb
FlĂŒgel spitz, ArmflĂŒgel recht breit,
Schwanz mittellang
dunkler und brÀunlicher
-
Brust deutlich getropft,
nicht quer gebÀndert
dunkler und brÀunlicher
-
Brust deutlich getropft,
nicht quer gebÀndert
-
Bartstreifen weniger deutlich abgesetzt
FlĂŒgel meist leicht angewinkelt
aktiver Flug mit recht schnellen, eher flachen FlĂŒgelschlĂ€gen und mittlerer Geschwindigkeit
bei erspĂ€hter Beute mit festeren FlĂŒgelschlĂ€gen und abrupt erhöhter Geschwindigkeit
FlĂŒgel meist leicht angewinkelt
aktiver Flug mit recht schnellen, eher flachen FlĂŒgelschlĂ€gen und mittlerer Geschwindigkeit
bei erspĂ€hter Beute mit festeren FlĂŒgelschlĂ€gen und abrupt erhöhter Geschwindigkeit
Lebenserwartung:
ca. 15 Jahre
-
nachgewiesenes Höchstalter:
18 Jahre
Stimme
oder auch zweisilbig schneidend:
"IH-tschipp"; Bettelruf vibrierend "kji'i'ih"
Warn- und Kontaktruf ein raues Gackern mittleren Tempos, beharrlich zeternd, manchmal lange wiederholt:
"rĂ€hk rĂ€hk rĂ€hk rĂ€hk...", oft im Flug geĂ€uĂert
auĂerhalb des Nestbereichs meist stumm
Revierruf
Alarm
Balzverhalten
Herbst- und Vor-Balz:
schon im Herbst und â weniger deutlich â im ganzen Winterhalbjahr Balzverhalten
nach der Winterpause, in der sich die Reviervögel nur selten an den BrutplÀtzen zeigen, stellt sich meist der Terzel als erster wieder am Brutplatz ein, bald darauf auch das Weibchen
Balz:
beginnt in der Regel ab Mitte Februar
in den letzten Wochen vor Brutbeginn (aber auch in der Herbstbalz) sind die typischen BalzflĂŒge zu beobachten:
SturzflĂŒge mit anschlieĂendem Aufsteilen
spielerische Verfolgungsszenen â der Terzel stöĂt auf das Weibchen herunter, das sich auf den RĂŒcken wirft
lĂ€ngeres Kreisen in groĂer Höhe
zu dieser Zeit ziehen die Brutpartner auch hÀufig gemeinsam auf Jagd
BeuteĂŒbergabe:
teilweise legt der Falke die Beute direkt auf einen Kröpfplatz
oft auch in der Luft, entweder lĂ€sst das MĂ€nnchen die Beute einfach fallen, wenn das Weibchen unter ihm fliegt, oder das Weibchen wirft sich auf den RĂŒcken und nimmt die Beute aus den FĂ€ngen des MĂ€nnchens
Brutgeschehen / Fortpflanzung
in Mitteleuropa Standvögel, auch den Winter ĂŒber in ihrem Revier
Legebeginn: Mitte MĂ€rz
Gelege: meist 2 bis 4 kurzovale, gelblichweiĂe und brĂ€unlich gefleckte Eier
Beginn der Brutzeit: Zeitpunkt, ab den (meist) das Weibchen fest auf dem Gelege brĂŒtet und regelmĂ€Ăige Brutablösungen zu beobachten sind
Brutverteilung / Brutablösung:
inwieweit der Terzel sich an der Brut beteiligt, ist von Paar zu Paar sehr verschieden
in der Regel brĂŒtet das Weibchen in drei bis vier Perioden des Tages und die ganze Nacht, nur ausnahmsweise brĂŒtet das MĂ€nnchen auch nachts
Brutablösung kann schnell und stumm sein - ohne Beute, aber auch lÀrmend, falls das MÀnnchen Beute bringt
wenn das MĂ€nnchen brĂŒtet, rĂ€umt es das Gelege meist sofort, wenn das Weibchen erscheint
falls das Weibchen brĂŒtet, ist es in AbhĂ€ngigkeit vom Hunger, oft weniger geneigt, sich vom Gelege zu entfernen, das MĂ€nnchen muss oft rufen (kann sich wie Gezeter anhören)
manchmal kann es auch wĂ€hrend der Brut zur BeuteĂŒbergabe in der Luft kommen
mehr zur Brutbiologie von Vögeln allgemein unter diesem Link
Brutzeit pro Ei: 29 bis 32 Tage, evtl. um 2 bis 3 Tage verlÀngert
anschlieĂend ca. 10 Tage Hudern, insgesamt 35 bis 42 Tage am Nest, das Weibchen ist in dieser Zeit stĂ€ndig im Horst,d as MĂ€nnchen bringt nur Beute
vom 10. bis 20. Tag laufen die Jungvögel im Horst herum, nur das MÀnnchen bringt Beute
vom 21. bis 30. Tag wechseln sich MĂ€nnchen und Weibchen beim Jagen, Bewachen und FĂŒttern der Jungvögel ab
nach etwa 30 Tagen beginnen die Jungen mit FlugĂŒbungen, die Bewachung wird jetzt ĂŒberwiegend vom MĂ€nnchen ĂŒbernommen oder bereits ganz eingestellt
das MĂ€nnchen schlĂ€gt Beute jetzt nur noch im engeren Horstumfeld, die Jagd wird also jetzt ĂŒberwiegend vom Weibchen ĂŒbernommen
nach 40 bis 50 Tagen beginnen die FlugĂŒbungen der Jungfalken auch auĂerhalb des Horstes
nochmal eine kritische Phase: beim Ausfliegen können noch unsichere Jungfalken die Landung auf dem Felsen verpassen und vor dem Felsen landen - Gefahr durch PrÀdatoren (v. a. Fuchs und Marder)
Ende Juli bis Anfang August löst sich der Familienverbund auf
meist eine Jahresbrut, Nachgelege sind eher selten
Nahrung und Lebensraum
typische Beute: Haustauben, Stare, Drosseln, Feldlerchen, Buchfinken und Rabenvögel
gejagt werden fast ausschlieĂlich fliegende Vögel im freien Luftraum, entweder von einer erhöhten Sitzwarte aus oder aus hohem Kreisflug
extrem hohes Sehvermögen
als Grundlage der Jagdstrategie:
aus meist groĂer Entfernung wird die Beute im Sturzflug angegriffen
Erfolgsquote der Jagdmanöver: etwa 13%
BrutplĂ€tze: in steilen FelswĂ€nden, SteinbrĂŒchen oder hohe GebĂ€uden
(auch Baum- und BodenbrĂŒter-Populationen sind nachgewiesen)
in jedem Fall muss ein freier Anflug des Brutplatzes gewÀhrleistet sein
auĂerhalb der Brutzeit: in fast allen Landschaftsformen, vorzugsweise ĂŒber offenem GelĂ€nde und an GewĂ€ssern mit reichem Vogelleben
Schutzstatus
National (Ă€hnlich international)
besonders geschĂŒtzten Vogelart im Sinne von §7 Abs. 2 Nr.13-14 BNatSchG Arten
darĂŒber hinaus in der Vogelschutzrichtlinie (VSRL) in Anhang I gelistet, womit er gemÀà BNatSchG als streng geschĂŒtzt eingestuft wird
Rote Liste BRD (2015): ungefÀhrdet - aufgrund der positiven Bestandsentwicklung 2009 auch aus der bundesweiten Roten Liste entlassen
aber weiter von SchutzmaĂnahmen abhĂ€ngig
Jagd
seit der Novelle der BJagdZ-VO 1977 genieĂen alle Greifvögel ganzjĂ€hrige Schonzeit
(damals ein groĂer Erfolg der NaturschutzverbĂ€nde)
erst 2014 wurden alle Greifvögel aus dem Jagdrecht gestrichen und damit eine langjĂ€hrige Forderung des NABU erfĂŒllt
Greifvögel, insbesondere auch Wanderfalken, werden jedoch immer wieder Opfer illegaler Verfolgung
GefÀhrdung
historisch
einer der GrĂŒnde fĂŒr den dramatischen BestandsrĂŒckgang bis etwa 1970 war die Aufnahme von chlorierten Kohlenwasserstoffen (v.a. DDT, HCB und PCB) ĂŒber die Beutetiere
diese Pestizide verursachten bei vielen Greifvogelsarten (am Ende der Nahrungsketten) dĂŒnnschalige Eier, was den Bruterfolg unmittelbar reduzierte, es kam aber auch zu direkten Vergiftungen
weitere, aktuelle GefÀhrdungsfaktoren:
- kriminelle Jagd
- Handel - verbunden mit Aushorstungen und dem Verkauf der Jungvögel in vorzugsweise arabische LÀnder
- Störungen an BrutplÀtzen durch FreizeitaktivitÀten (z.B. Klettern)
- vogelgefÀhrlich konstruierte Strommasten und -leitungen